
Eine neue Biographie zum 70. Geburtstag des zweifachen Rallye-Weltmeisters liefert neue Einblicke zum Phänomen Walter Röhrl. Und spart nicht an seinen legendären Sprüchen.
Auch mit 70 Jahren mag Walter Röhrl, zweifacher Rallyeweltmeister und vierfacher Gewinner der Rallye Monte Carlo, noch nicht herumbummeln. Er wolle niemals nur so herumfahren, zitieren ihn die einen; er stoppe immer die Zeit auf der Uhr am Handgelenk mit, haben andere beobachtet; ob auf Ski, auf dem Velo oder hinter dem Volant. Ein Leben getaktet von Bestzeiten. Selbst noch in einem Alter, in dem andere schon den Führerausweis abgeben.
Erfolg verpflichtet. Was auch immer der am 7. März 1947 im bayerischen Regensburg geborene Röhrl tat, er tat es gründlich: zu Beginn und schon mit 18 Jahren als Fahrer in Diensten der erzbischöflichen Verwaltung, danach auf Schotterpisten, auf der Rundstrecke und seit 1993 als sozusagen allerwichtigster Entwicklungstestfahrer bei Porsche. Akribische Vorbereitung und blindes Vertrauen mit seinem Beifahrer Christian Geistdörfer liessen ihn 14 WM-Rallyes gewinnen und die übel übermotorisierten Boliden der Gruppe B überleben. Wenn die Stallorder im Rennteam es erforderte, lieferte er sogar hintere Plätze auf Bestellung, um dem intern favorisierten Fahrer den Sieg zu ermöglichen. Disziplinierte Joberfüllung, die ihn innerlich aber gewurmt haben dürfte. Seine Erfolgsformel? «Man kann ein Auto nicht wie ein menschliches Wesen behandeln. Ein Auto braucht Liebe.»
Seit 24 Jahren hat Röhrl nun das erste und wohl auch letzte Wort, wenn es um die Abstimmung neuer Porsche-Modelle geht. Ebenfalls ohne Scheu gegenüber Autoritäten: Beispielsweise bei der Entwicklung des heiklen, weil Assistenzelektronik-freien Carrera GT misstraute er dem Entwicklungsteam derart, dass er dessen Absetzung forderte – und sich damit durchsetzte. Massstab sind ihm dabei nicht seine eigenen Fähigkeiten, ein Auto zu spüren, sondern die sicher begrenzteren der Porsche-Kunden. Sie sollen schliesslich sicher unterwegs sein.
Zu Röhrls 70. Geburtstag ist nun im Verlag Delius Klasing eine Biographie erschienen. Nicht eine blosse, blasse Aneinanderreihung von Namen, Zahlen und Fakten, sondern ein persönlicher Rückblick von Freunden und Kollegen, die sich an «ihre Röhrl-Momente» erinnern. Neben seinem langjährigen Co-Piloten Christian Geistdörfer beschreiben Eckhard Eybl, Helmut Deimel, Gerhard Nöhrer, Jürgen Pippig und Dieter Scharnagl ihre Sicht auf das Phänomen Röhrl. Dazu zeigen 82 grossformatige Fotos die wichtigsten Augenblicke in der Karriere des Regensburgers.
Auf den folgenden Seiten, dem Band «WR70» entnommen, schildert auch der österreichische Wortakrobat und Grenzbereichschronist Herbert Völker seine erste Begegnung mit dem «Rallyetier», dessen Karriere damals unter seinem Kugelschreiber hätte enden können, bevor sie richtig begonnen hatte. Zum Glück besann sich Völker noch anders.
«WR70»
70 Jahre Walter Röhrl
200 Seiten, 82 Farbfotos, Format 27 x 30 cm, gebunden
ISBN 978-3-667-11021-3, Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 40.50 Franken